Ist es euch auch schon aufgefallen, wenn ihr nach der Arbeit einen Spaziergang macht oder nachts im Bett? Die Ruhe, weil man fast gar keine Flugzeuge mehr hört? Ein guter Freund von uns und bekennender Fluglärmgegner – vor allem nachts, bei der Arbeit oder beim Denken – hat seine helle Freude daran.
Je mehr wir darauf verzichten müssen, uns zu begegnen, und uns lieber zweimal überlegen, ob wir tatsächlich diese Reise machen oder persönlich bei jenem Meeting erscheinen, desto größer ist die Stille. Wir fasten Geräusche – zwangsläufig!
Und wenn wir es dann schaffen, uns nicht sofort wieder mit viel Lärm um Nichts abzulenken, dann können wir auch selbst zur Ruhe kommen.
Es fällt uns schwer, den Knopf am Radio nicht zu betätigen, den Fernseher auszulassen und das Handy auch. Es fällt uns schwer, wenn da nichts ist. Unseren eigenen Gedanken zu begegnen: dem, was noch einmal angeschaut werden müsste und nicht verdrängt. Und dem, was geträumt, gesponnen und ausgedacht werden will. Und dem EINEN zu begegnen, der darauf wartet, dass wir einfach da sind. Und aufmerksam. In SEINER Gegenwart. Dass wir auf IHN hören und nur auf IHN.
Ich brauche sie, die Stille. Wenn ich das Gefühl habe, mit dem Leben nicht hinterherzukommen. Wenn ich erst mal einen Punkt machen muss, bevor es weitergeht, eine Pause und Luft holen. Sie ist wie Regen oder Putzen oder Waschen. Lärmhygiene.
Und deshalb finde ich auch, man kann Stille einüben und bewusstes Hinhören – im Gegensatz zur Geräuschkulisse um mich rum. Dieses Jahr bei unseren zahlreichen Online-Gruppenstunden sollten die Teens ein Fenster öffnen und aufnehmen, was zu hören ist, ein Audio als “Bring mir”-Beitrag der beliebten Quarantäne-Schnitzeljagd. Ein anderes Mal mussten sie einzelne Alltagsgeräusche raten: das Öffnen der Kühlschranktür, raschelnde Zeitung, einen Wasserhahn und die Klospülung. Gar nicht so einfach, wenn das Geräusch völlig isoliert ist. Besonders spannend sind auch die Chorrufe der Gelbbauchunke oder das Futterbetteln des gemeinen Stachelschweins. Wenn du also wieder einmal die Stille nicht aushalten kannst, dann besuche ein Tierstimmenarchiv.