Heute ist Buß- und Bettag. Tag der Umkehr. Eingebettet zwischen die anderen schweren Gedenktage des Kirchenjahres: Volkstrauertag und Ewigkeitssonntag. An keinem anderen Tag habe ich die Endlichkeit des Lebens so vor Augen. Meine und die derer, die mir vorausgegangen sind.
»HERR, laß mein Ende mich wissen und welches das Maß meiner Tage ist! Laß mich erkennen, wie vergänglich ich bin! Ach, spannenlang hast du mir die Tage gemacht, und meines Lebens Dauer ist wie nichts vor dir: ja, nur als ein Hauch steht jeglicher Mensch da!« Fürwahr nur als Schattenbild wandelt der Mensch einher, nur um ein Nichts wird so viel Lärm gemacht; man häuft auf und weiß nicht, wer es einheimst. (Psalm 39, 5-7)
Gedenken, erinnern, zurückschauen.
Mit keinem Sinneseindruck ist die Erinnerung so eng verknüpft wie mit Geruch und Geschmack. Nie werden wir den besonderen Genuss von Mutters Lasagne vergessen, beim ersten Bissen schon sitzen wir wieder am großen Familientisch. Oder diesen speziellen Duft nach Zimt und Vanille, der das Haus durchströmte, wenn Oma die ersten Weihnachtsplätzchen gebacken hatte. Bei uns wurde das Rezept von Kipferl, Nusstalern und Lebkuchen über Generationen von der Mutter an die Tochter weitergegeben. Ich weiß noch, wie ich voller Elan den Plätzchenteig zubereitet habe – direkt die doppelte Menge -, sobald mein kleines Mädchen so groß war, dass es mit den Händchen hineinpatschen konnte. Mit mäßigem Erfolg: Nach kürzester Zeit war ich vollauf damit beschäftigt, ihr und ihrer klebrigen Spur durch die Wohnung zu folgen und gleichzeitig den zerlaufenden Teig zu verarbeiten. Meine Erinnerung an meine eigene Kindheit war schöner gewesen und hatte mich getäuscht!
Und trotzdem – die Weihnachtsbäckerei verheißt ein Gefühl von Gemütlichkeit, heiler Welt und Zuhause. Vielleicht wurde ihr auch genau darum ein Kinderlied gewidmet. Und deshalb habe ich in diesem besonderen Jahr auch früher damit angefangen. Obwohl unsere Klavierlehrerin den Kindern Jahr um Jahr eingetrichtert hat: “Nicht vor Totensonntag!” – wieder ein Erinnerungsfetzen – sind wir trotzig in die Weihnachtsplätzchen-Saison gestartet! Und erzählen uns von der alleinstehenden Tante, die es sich bis kurz vor ihrem Tod nicht nehmen ließ, ihr berühmtes Berliner Brot zu backen und per Post pünktlich zum 1. Advent an die Nichten und Neffen in aller Welt zu senden.
Heute sind zwischen unseren Plätzchen immer mehr neumodische Sorten und, seit ich es nicht mehr vertrage, viele ohne Gluten, Milch und Butter. Bewährt haben sich z.B. diese Sorten:
Ausstecherle:
300 g glutenfreies Mehl, einen TL Zimt, einen halben TL Kurkuma, eine Messerspitze Backpulver mischen. Dazu ein Ei, 150 g vegane Butter und 120 g Agavendicksaft. Verkneten, in den Kühlschrank stellen, dann ausrollen und ausstechen. Im vorgeheizten Backofen bei 180° Ober-/Unterhitze auf einem mit Backpapier belegten Backblech ca. 10 Minuten backen.
Nussmakronen:
200 g gemahlene Haselnüsse, 250 g Zucker, 4 Eiweiß vermengen, auf der Kochplatte unter ständigem Rühren so lang anrösten, bis die Masse sich vom Rand und Topfboden löst. Einen TL Zimt und Zitronenaroma zugeben, abkühlen lassen. Mit zwei Esslöffeln kleine Häufchen auf ein mit Backpapier belegtes Backblech setzen. Ebenfalls bei 180° 10 Min. in die Ober-/Unterhitze des Backofens. Sofort nach dem Backen das Papier mit den Plätzchen auf eine gut angefeuchtete Arbeitsplatte legen und abkühlen lassen. (Dann lassen sie sich gut vom Papier lösen.)
Eigelbplätzchen:
4 Eigelb, 120 g Zucker und ein Päckchen Vanillezucker schaumig schlagen.
200 g gemahlene Mandeln, ein EL Amaretto und eine Messerspitze Backpulver dazumischen. Im Kühlschrank kalt stellen, dann ausrollen und ausstechen. Wiederum auf Backpapier bei 180° Ober-/Unterhitze 10 Min. backen.
Die letzten beiden Sorten backe ich eigentlich immer sofort hintereinander, weil man bei den Makronen nur Eiweiß benötigt und bei den anderen Plätzchen das Eigelb verwerten kann.
Ich habe mir vorgenommen, diese Corona-Zeit zu nutzen und gaaaanz viel zu backen und zu basteln. Und dann zu verschicken und zu verschenken. Die Adventszeit kann kommen – ich bin bereit!