Ein kleines Stückchen Frühling

Ein kleines Stückchen Frühling

Ein kleines Stückchen Frühling habe ich mir heute ins Haus geholt. Eigentlich habe ich vor allem hier im Hunsrück gelernt, mir die nächste Jahreszeit nicht zu schnell herbeizusehnen. Zu lange dauert dann das unerfüllte Warten auf das, was noch verborgen ist. Noch ist der Winter der Sieger. Die glitzernden, bizarren Eisskulpturen sind zwar schon lange geschmolzen. Doch wir sind auch noch weit entfernt von pastellig zarten Frühlingswiesen, auf die die Strahlen der Sonne frische Blumen gemalt haben.
Aber in dieser Zeit der Verlagerung in die virtuelle Welt hatte ich Sehnsucht danach, meine Hände in der Erde zu versenken. Nach Kreativität und Schönheit.

Die Blumenzwiebeln nehmen mich mit hinein in den Prozess der Wandlung. In das Werden. Sie scheinen mir zuzurufen: Harre aus! Sei zuversichtlich! Die Welt wird wieder blühen!
Das gilt nicht nur für den Winter. Auch für diese schwierigen Zeiten. Halte aus! Es besteht Hoffnung!
Wir Christen müssten es am besten wissen: Noch herrscht das Böse in der Welt, noch wächst Gottes Reich eher im Verborgenen. Aber wir kennen doch das Ende: Jesus ist Sieger! Die Liebe bleibt…
“Der Glaube aber ist eine Wirklichkeit dessen, was man hofft, ein Überzeugt sein von Dingen, die man nicht sieht.” (Hebräer 11, 1)

Where flowers bloom so does hope
Frühling

Heute habe ich sogar in unserem Garten das erste Frühlingsblümchen entdeckt, das die Sonnenstrahlen schon hervorlocken konnten! Und ich feiere es! Es gibt kein größeres Hoffnungszeichen, als wenn aus der leblosen, braunen Erde Leben hervorbricht, sobald der Schnee geschmolzen ist.
“Gott spricht: Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht?” (Jes. 43,19)
Aller Anfang ist schwer, sagt man.
…passiert unbemerkt, möchte ich ergänzen. Und will dieses Aufwachsen von etwas Neuem in unserer Welt in den Blick bekommen. Die kleinen zarten Pflänzchen. Auch die unscheinbaren. Dazu braucht es eine gehörige Portion Gnade. Für die kleinen Anfänge, dass sie nicht zertreten werden. Bei anderen und bei mir.

Als Kind mochte ich Schneeglöckchen nicht. Sie waren mir zu gewöhnlich. 
Heute sehe ich, wie zart und filigran sie sind, wie frisch und lebendig. Wie sie als die ersten dem Winter trotzen und sich durch den hart gefrorenen Boden dem Licht entgegenstrecken. Wie eine Ahnung, wie ein Versprechen. Das Lächeln der Erde. Meine Seele jubelt: 
“Die Blumen beginnen zu blühen, die Vögel zwitschern, und überall im Land hört man die Turteltaube gurren.” (das Hohe Lied der Liebe 2, 12)
Wo Blumen blühen, blüht auch die Hoffnung. Wirkliche Hoffnung, die auch trägt, kann nur einer geben. Gott schenkt eine persönliche Lebensperspektive – mir und dir. Er hat Bilder davon in die Welt gemalt. Ich will sie suchen und finden. In den Schneeglöckchen. Im Alltäglichen. 


Ja, ja, der gar nicht mehr so neue, gleichförmige Corona-Alltag. 
Seid ihr vor einem Jahr auch voller Elan in den ersten Lockdown gestartet, in der festen Überzeugung, euch nicht unterkriegen zu lassen und das Beste aus dieser Zeit zu machen? Trotz aller neuen Kompetenzen, Online-Kontakte und fertig gestellten Projekte im Haus finde ich, man braucht einen ganz schön langen Atem! Und stelle fest, wie wichtig es ist, im Schmuddelwetter und Alltagsgrau zufrieden zu sein. Ich muss nicht immer das Beste herausholen. Vielleicht gelingt es mir, den Lichtstrahl zu erhaschen, der die Welt für einen kurzen Augenblick bunt macht: Momente, die nur mir gehören, gute Worte der Wertschätzung und des Trostes, die Wunder der Natur… Ich will die Fingerzeige Gottes wahrnehmen!


Und dabei fällt mir ein: Gott hat einen langen Atem und Geduld. Die Bibel ist voll von Geschichten des Wartens und der Vorbereitung, in denen scheinbar nichts passiert. Das Volk Israel ist 40 Jahre kreuz und quer durch die Wüste gewandert. Jesus hat in seinem Erdenleben erst mit 30 Jahren begonnen zu wirken. 
Aber wie bei den Frühlingsblumen im Winter wächst da etwas im Verborgenen. 
IN OUR WAITING GOD IS WORKING. 
Auch jetzt.

Ein kleines Stückchen Frühling

“Am Grunde des Herzens eines jeden Winters liegt ein Frühlingsahnen, und hinter dem Schleier jeder Nacht verbirgt sich ein lächelnder Morgen.” (Khalil Gibran)

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