Oh, du herrliche Sommerzeit! Wunderbare Weihnachtszeit. Ferienzeit. Ich liebe es, die verschiedenen Abschnitte des Jahres zu feiern und so ganz mit allen Sinnen zu genießen.
Und dann gibt es diese Zwischenzeiten… Nichts Halbes und nichts Ganzes. Und nun wirklich nichts zu feiern. Schreckgespenst Wechseljahre. Oder auch dieses “zwischen den Jahren” oder norddeutsch “zwischen den Tagen”, also die Zeit zwischen Weihnachten und Silvster oder eigentlich dem 6. Januar, an welchem bei uns oft die Schulferien zu Ende sind.
Wochenlang hat man auf den 24. Dezember hingefiebert, gebacken, gebastelt, alle Bereiche der Familie, im Haus und ja des Lebens darauf ausgerichtet. Dieses Crescendo findet seinen Höhepunkt an den Feiertagen voller Trubel, fast schon einem Zuviel von manchem Guten und umgeben von allen Herzensmenschen. Und dann?
Ein leeres Haus und Tage der Lethargie statt der Aktivitäten. Und in meiner Seele wird es dann auch immer ein bisschen leer und trüb. Ich mag sie nicht, diese Zwischenzeiten. Und bin dankbar für die Tradition hier im Hunsrück, sie durch den “Wannaschdag” am 27. Dezember noch etwas nach hinten zu schieben. Im Mittelalter bekamen die Knechte und Mägde an Weihnachten ihren Lohn ausbezahlt und machten sich dann auf die Suche nach einem neuen Dienstherren, heute trifft man sich zu einer Wanderung mit anschließendem Picknick oder Einkehr.
Zwischenzeiten sind Zeiten eines recht leeren Terminkalenders. Und das macht mir Angst. Ich muss ein neues Ziel ins Auge fassen, mich neu ausrichten. Vielleicht bin ich zu sehr der Pessimist, der sich zaghaft fragt, ob denn da wirklich etwas gutes Neues kommt, und zu wenig Optimist, der sich vorbehaltlos auf all das Andere freut. Von meiner Natur her mehr Bewahrer und Schützer als Eroberer. Ich weiß es nicht.
Diese Corona-Monate gehören auch zu solchen Zwischenzeiten. Nur, dass diesmal die ganze Welt da reingezwungen wird. Zum Innehalten und sich neu sortieren. Und zwar so lange, dass es nicht funktioniert mit Luftanhalten und durch. Denn dann geht einem die Puste aus. Wir alle müssen uns der erzwungenen Pause stellen. Aushalten. Es wahr sein lassen.
Für mich persönlich bedeutete der Lockdown und die intensive Familien- und Homeschooling-Zeit, dass ich meinen Job beendet habe. Das war meine eigene Entscheidung und es war gut und richtig. Nun hat nach den Sommerferien die Schule wieder begonnen, und ich weiß noch nicht, was kommt. Zwischenzeiten. Ich sortiere mich neu. Ich miste aus. In meinem Leben und in unserem Zuhause.
Gerade sitze ich umgeben mit Stapeln christlicher Zeitschriften, die ich ebenfalls “bewahrt” habe (Family, Joyce, Aufatmen, Lydia und wie sie alle heißen), und schneide aus und hefte ab, was ich noch aufheben möchte. Nicht nur das Sortieren tut mir gut, auch einzelne Worte, die zu mir sprechen. So viel Aufbauendes, so viel Ermutigendes. Das ist Balsam, das ist Seelsorge für mich. Und mein Herz wird wieder froh. Ich will lernen, Zwischenzeiten als Geschenk anzunehmen: Um zur Ruhe zu kommen, Kraft zu tanken und mich neu zu sortieren, was wichtig ist. Ruhte nicht auch Gott am siebten Tag?
Es ist gut so. Ich vertraue meinem Schöpfer. Dass er alles zu meinem Besten macht. Dass er den Plan hat. Auch wenn mein Planer zur Zeit ganz schön leer aussieht…